4. Februar 2015

letzte Etappe: durch Italien ab nach Bayern / endlich wieder PIZZA, Knödel und gute alte Freunde

Kaum haben wir italienisches Festland betreten sitzen wir auch schon in der nächsten Pizzeria. Lecker, lecker - da kann man sagen was man will, aber die Italiener wissen einfach was gut schmeckt. 



Die Nacht verbringen wir ein letztes mal am Meer - zumindest das letzte mal auf dieser Reise. Wir haben fast ein bisschen Angst weggespült zu werden: es schüttet so sehr dass Wasser aus den Gullys quillt und in ganz Italien Flüsse über die Ufer treten. Aber Knut hält auch diesem apokalyptischen Wolkenbruch stand, es regnet nur ein klein bisschen durch die Dachluke rein. 

Am morgen werden wir dann aber von blauem Himmel und Sonnenschein geweckt. So haben wir das auch erwartert in bella italia! In einem kleinen Café genießen wir den ersten (und zweiten) Cappuccino mit cornetti con crema und Italo-Disco. Einfach herrlich dieses dolce vita. 
Das sollte allerdings ein teures Frühstück werden: am Knut erwartet uns ein gesalzener Strafzettel über 40€ wegen Parken ohne gültigem Parkausweis. Wir beschließen das Knöllchen einfach zu ignorieren, es ist wohl eher unwahrscheinlich dass die Italienischen Behörden uns ein Mahnschreiben nach Deutschland schicken werden. 

Derselben Meinung ist unsere gute Freundin Ina auch, die wir nachmittags in Verona besuchen. Sie führt uns durch die hübsche Stadt der Liebenden, wo wir die arena bewundern, zumindest von außen, und einen einen kurzen Blick auch Julia’s Balkon werfen. Der voll geschmierten Innenhof drum herum und die tausend Souvenirläden überall versprühen allerdings keine sonderlich romantische Atmosphäre…
Den Abend widmen wir ein weiteres mal den italienischen Gaumenfreuden. Ina führt uns in eine urige kleine taverna, wo wir uns mit Veroneser Spezialitäten den Bauch voll schlagen. 

So schön es ist unsere liebe Freundin zu besuchen, am nächsten Tag ist die Zeit reif für Knut’s letzte Etappe: Bozen-Meran-Reschenpass-Landeck-Füssen. Wir frühstücken noch ausgiebig zusammen, was vor allem Ina eine große Freude ist, konnte sie doch das Frühstückskonzept bis heute nicht in ihrer italienischen Familie durchgesetzten. 


Und dann geht es tatsächlich, endgültig und unverkennbar Richtung Alpen. 


Die Sonne begleitet uns den ganzen Tag, was die Heimfahrt umso angenehmer macht. Wie schon zu Beginn der Reise wählen wir den schöneren und günstigeren Weg über die Berge; statt über die Brenner-Autobahn zu rasen und dafür noch ordentlich Maut abdrücken zu müssen, tingeln wir lieber durch Südtirol.



Vorbei an Bozen und Meran, durch das herbstliche Reschental, an der versunkenen Kirche vorbei, bis wir abends schließlich in ein österreichisches Wirtshaus einkehren. Nach einem ordentlichen Hirschgulasch und Kaspressknedl sind wir bereit für den finalen Grenzübertritt. Am 19.11.2014 um 22:12 passieren wir dann die Deutsch-Österreichische Grenze bei Füssen und befahren nach genau 250 Tagen en-route wieder bayerischen Boden. 

Dass wir zurück in der Bundesrepublik sind, wird uns spätestens bewusst als wir uns auf die Suche nach unserem allerletzten Stellplatz machen: egal zu welchem See oder in welchen Feldweg wir einbiegen, überall stehen Schilder die uns das Campen, Parken oder Einfahren verbieten. Welcome back in good old Germany wo auch der kleinste Pups geregelt sein muss. Letztendlich finden wir einen kleinen Waldparkplatz, auf dem zumindest nur das Abladen von Müll verboten ist. Morgens verstoßen wir sogar noch gegen dieses Verbot, als wir Klopapier in die Büsche werfen. Ein bisschen rebellisch darf man ja wohl sein. 



Wir suchen uns die längste, schönste Land-Straßen-Route auf der Karte aus und tuckern entlang der saftigen Allgäuer Wiesen Richtung Schwiegereltern. Schon nach der dritten Kuh haben wir die nervigen Verbotsschilder vergessen… bei weiß-blauem Bayernhimmel, bestem Alpenpanorama und den schönsten Kühen der Welt, da fällt uns wieder ein wo es am Ende doch am schönsten ist: Zuhause! 



Griechenland / Tag 241 - 247: zweiter Besuch in Mittelerden

Aus Erzählungen und von Postkarten wissen wir, dass in Griechenland meist die Sonne scheint. Wir glauben das jetzt einfach mal, denn jedes mal wenn wir dort sind, ist es eklig, grau und nass. Könnte eventuell an unseren suboptimalen Reisezeiten liegen, etwas schade ist es trotzdem. 

In Thessaloniki machen wir einen großen Boxenstopp: Überraschung, wir bringen Knut mal wieder in eine Werkstatt. Das laute Klacken geht uns so dermaßen auf die Nerven, dass wir noch einen Versuch unternehmen möchten die bösen Gummis austauschen zu lassen. 
Überraschender Weise stellt das für die griechische Werkstatt überhaupt kein Problem dar. Sie haben die Ersatzteile sogar auf Lager! Es dauert zwar alles ein bisschen länger als in der Türkei und die Rechnung spricht auch eine andere Sprache, aber am Ende zählt nur eins: das Knacken ist weg und Knut liegt wieder ruhiger auf der Straße. Nun können wir mit ruhigem Gefühl die letzten 1700km bis nach Hause antreten. 


Am Morgen des dritten Tages reißt der Himmel dann doch ein wenig auf und wir machen einen Abstecher zum nächsten und letzten UNESCO Weltkultur-Erbe unserer Reise: die berühmten Klöster von Meteora. Die Landschaft, die seltsam geformten schwarzen Felsen und die schwindelerregenden Standorte der Klöster sind tatsächlich magisch. Wie schon zu Beginn unserer Reise fühlen wir uns in Griechenland den Hobbits und Elfen aus Mittelerde ganz nah. 








Auf einem Klosterberg treffen wir zwei lustige Chinesen, die das erste unscharfe Familienfoto von uns schießen. Sie sind begeistert von Griechenland - nur das mit dem Wetter, das hätte man ihnen anders versprochen… 


Auf dem Parkplatz füttern wir ein letztes mal ein paar ausgemergelte Hunde und Katzen  und stärken uns selber in einer kleinen Dorf-Taverne mit Gyros. Dann geht es weiter zum Fährhafen in Igoumenitsa - mit ein bisschen Glück erwischen wir noch heute die Nachtfähre nach Ancona. 
Dieses mal leider Pech gehabt. Zwar herrscht absolute Nebensaison, die Fähre ist aber voll mit LKWs, wir müssen uns also bis zum nächsten Abend gedulden.



Bei genauerer Betrachtung von Igoumenitsa stellt sich für uns die Frage wieso Hafenstädte immer so langweilig sein müssen? Wir hängen im Regen hier rum, es gibt kein Schwimmbad, kein Museum, keine Shopping Mall, nix Interessantes zu besichtigen… So verbringen wir die Wartezeit lesend und schlafend im Knut, bis wir um Mitternacht zusammen mit hunderten LKWs in den monströsen Schiffs-Rumpf fahren dürfen. 



Im Gegensatz zur Aserbaidschan die uns über das Kaspische Meer gebracht hat, ist die Fähre der Minoa Lines der reinste Luxus. Es gibt heißes Wasser in der Dusche, die Betten sind sauber und bequem, wir könnten uns die Zeit sogar im Spielkasino vertreiben und nicht mal mein Frühstücks-Ei muss ich selber braten. 



Außerdem geht’s viel schneller und am Ankunftshafen wartet auch kein gestörter Choleriker auf uns. Alles ist bestens geregelt und organisiert - fast schon ein bisschen fad... 



3. Februar 2015

Türkei / Tag 225 - 240: Werkstatt-Marathon und westliche Konsumfreuden

Den heutigen Post beginne ich ausnahmsweise mal nicht mit Entschuldigen zu den langen Wartezeiten die ihr, liebe Leser, erleiden musstet. Wir waren schlicht weg so intensiv damit beschäftigt wieder in Deutschland anzukommen, dass mir die Muse gefehlt hat mich um unseren Blog zu kümmern. 
Mittlerweile sind wir aber physisch wie auch mental Zuhause angekommen, so dass es Zeit wird unsere letzten Etappen der großen Knut-en-route Tour mit euch zu teilen. 


Kurzer Rückblick: wir befinden uns noch in Georgien, wo wir auf dem steilen, steinigen Weg durch das Gebirge ein höchst verdächtiges, metallisches Geräusch am Knut entdecken. Leider ist in den georgischen Werkstätten niemand dazu bereit auch nur einen Blick unter’s Auto werfen. Die Sonne hat sich für’s erste auch verabschiedet, so dass uns der Abschied leicht fällt und wir voller Vorfreude und Hoffnung in die Türkei aufbrechen.



Bei unserer Ankunft schüttet es wie aus tausend Gießkannen. Es ist windig, kalt und so ungemütlich dass wir keine große Lust haben den warmen Knut jemals wieder zu verlassen. Wir machen also erst mal Strecke entlang der Schwarzmeer-Küste. Solange wir auf der Autobahn unterwegs sind ist vom bösen Knacken auch nichts zu hören. Wir hoffen einfach mal dass der Knut bis zur nächsten größeren Stadt durchhält. 

Doch nach etwa 100km fängt er seltsam an zu rütteln, fast schlingert er über die nasse Fahrbahn und statt dem ursprünglichen Knacken vernehmen wir plötzlich ein rhythmisches Klopfen. Das wird uns jetzt doch ein bisschen zu heikel. Also runter von der Autobahn, rein in’s nächste Küsten-Kaff und ab in die erstbeste Werkstatt. 
Nach guter türkischer Manier werden wir freundlichst begrüßt, bekommen einen heißen Chai in die Hand gedrückt und der Herr Chef-Mechaniker widmet sich umgehend dem Patienten. Nach einigem Hin- und Her, Gerüttel und Geschraube ist die Ursache für das neue Klopfen gefunden: Anscheinend hat der enorme Temperatur-Sturz, plus Regen plus Unachtsamkeit dazu geführt dass sich das linke Vorderrad gelockert hat! Die Schrauben sind so lose dass man sie mit der Hand abschrauben kann! 
Zugegebenermaßen sind wir jetzt doch ein wenig schockiert, eben waren wir ja noch mit achtzig Sachen auf der Autobahn unterwegs… Wir denken lieber nicht zuviel darüber nach was da alles hätte passieren können, sondern trinken lieber noch ein heißes Gläschen Chai. Für die Lebensrettende Maßnahme am Knut möchten die netten Türken nicht mal bezahlt werden, leider können sie uns aber den Grund für das laute Knacken auch nicht sagen… „Only sound - no problem“, soweit ihre Diagnose. 

Ganz so locker nehmen wir das allerdings nicht. Bei jeder Bodenschwelle, auf jedem Kopfsteinpflaster knallt es unterm Knut dass wir Gänsehaut bekommen. Unsere Hoffnung stecken wir in die nächstgelegene Mercedes-Werkstatt in der Hafenstadt Samsun. Dort wird man uns sicherlich helfen können. 



Der Weg dorthin führt immer entlang der Küste: rechts von uns tost das aufgebrachte Schwarze Meer, links schmiegen sich graue Bettenburgen und Plattenbauten an die Ausläufer des nebligen Gebirgszugs. Gleich hinter den Ortschaften geht es steil bergauf, der Reiseführer erzählt von pittoresken alten Bergdörfern, malerischen Bachläufen und sattgrünen Teeplantagen - ist bestimmt herrlich, wenn man nicht im Spätherbst hier ist. All diese verheißungsvollen Wanderungen müssen wohl bis zum nächsten Türkei-Ausflug warten. 

Nach zwei Tagen Fahrerei kommen wir endlich in der Werksatt mit dem Stern an und freuen uns auf kompetente Hilfe. Der Manager mit schneidigem Anzug und perfektem Englisch macht jedenfalls einen sehr professionellen Eindruck. Knut kommt in die LKW-Werkstatt und wir werden im Wartezimmer geparkt. Bei Chai, Backgammon und ein bisschen Small Talk mit pensionierten Deutsch-Türken lässt es sich entspannt warten. 
Das Resultat der Untersuchung ist allerdings alles andere als befriedigend. Zwei Gummis an der Federung sind demnach alt und porös. Das könnte der Grund für das unangenehme Knacken sein, sicher ist man sich aber nicht. Auswechseln können sie die Gummis leider auch nicht, denn für unseren Knut gibt es hier keine Ersatzteile. Das Fazit lautet ein weiteres mal „only sound - no problem“. Zähne-Knirschend rollen wir vom Hof — Knut, bitte halte durch! 

Nun sind wir also in Samsun, größte Stadt der nördlichen Küstenregion, wirtschaftliches Zentrum, kulturell ist allerdings eher wenig geboten. Bei dem miesen Angebot und noch  mieserem Wetter beschliessen wir das selbe zu tun wie tausende der Einheimischen: wir verbringen einen ganzen Tag in der riesigen Shopping-Mall und frönen den westlichen Konsum-Freuden. 

Am Ende des Tages schleppen wir zahlreiche Tüten voller Klamotten und Schuhe aus dem Einkaufs-Palast, überraschender weise hat sich vor allem Danny neu eingekleidet. Ich wollte eigentlich nur eins: neue Turnschuhe. So zerlöchert und verschlissen wie die sind wundere ich mich dass sie überhaupt noch an den Füßen halten. Aber für deutsche Elefantinnen-Füße gibt es einfach keine Schuhe in der Türkei. Die größte angebotene Größe ist 40 und das scheint für türkische Verhältnisse auch schon ein Mammut-Fuß zu sein. Mit meiner Schuhgröße 41 bekommt man hier im besten Fall ein mitleidiges Lächeln - im schlimmsten Fall fragt dich einer ob die Füße auf Grund der Schwangerschaft schon so angeschwollen sind. 


Am nächsten Morgen mieten wir uns für eine Stunde in ein Motel ein. Ja genau, quasi ein Stunden-Hotel; allerdings bleibt das Bett bei unserem Besuch unbenutzt, wir mussten einfach mal wieder dringend Duschen. Frisch duftend brechen wir auf nach Safranbolu, ein kleines Städtchen im Westen der Türkei, das noch hübscher ist als der Name vermuten lässt. 


Das Wetter ist wieder auf unserer Seite und verwöhnt uns die nächsten Tage mit ausgiebigem Spätsommer Sonnenschein und milden Temperaturen, zumindest tagsüber. Nachts wird es schon so kalt, dass die Scheiben am Auto gefrieren - leider nicht nur von außen.
Zwei Tage lassen wir uns durch die alten Gässchen treiben, genießen die ruhige Nebensaison, leckere Gaumenfreuden und erliegen den hiesigen Souvenir-Angeboten.




Als wir genug Lampen, Hammam-Tücher und türkischen Honig gekauft haben satteln wir wieder die Pferde und steuern das letzte große Ziel in der Türkei an: Istanbul. 



Eigentlich hatten wir vor bis in die Nacht hinein zu fahren, an einer Raststätte zu schlafen und dann in der Früh die restlichen Kilometer zu rocken. Aber nachts fährt es sich so gemütlich über die leere Autobahn, dass wir beschließen Asien heute noch zu verlassen.
Um 4:15 ist es dann soweit: nach 7 Monaten kehren wir zurück nach Europa. Ohne die Millionen anderer Autos die sich hier täglich entlang schieben, tuckern wir ganz gemütlich über die schön beleuchtete Europabrücke und fühlen uns der Heimat auf einmal ganz nah. Jetzt sind wir nur noch einen Katzensprung von Deutschland entfernt. 

Nachts in Istanbul anzukommen ist absolut empfehlenswert. Auch ohne den schrecklichen Verkehr haben wir Mühe das Guesthouse zu finden in dem wir die nächsten vier Nächte verbringen wollen. Knut quetscht sich kreuz und quer durch die engen Gässchen und bleibt wie durch ein Wunder nirgendwo stecken. 
Wir finden sogar einen Parkplatz gleich neben der Unterkunft, in die wir allerdings erst am Morgen einchecken können. Bis dahin erholen wir uns in unserer kleinen Koje. Lange währt der Schlaf jedoch nicht, um acht werden wir unsanft durch aufgebrachtes Klopfen geweckt. Scheinbar blockieren wir den Platz für den Lieferwagen. 
Noch im Schlafanzug parken wir Knut eine Gasse weiter und erklären die Nacht damit für beendet. Wir packen unsere Sachen zusammen und checken zerzaust und müde im Guesthouse ein. Nach einer schönen warmen Dusche verwöhnt uns die herzliche Mama des Hauses mit einem ausgiebigen kahvalti (= Frühstück). 



Das alte Haus im Stadt-Viertel Balat ist wunderschön hergerichtet. Die Zimmer sind klein, aber fein und wie gesagt: das Frühstück und die Mama sind fantastisch. Auch die Betreiber Hacer und Tacettin sind zwei sehr liebenswürdige Menschen die sich wunderbar um ihre Gäste kümmern. Wenn ihr also das nächste mal nach Istanbul kommt, checkt bei „Hacer’s Dream House“ ein; zu finden unter https://www.airbnb.de/rooms/4002028 „Dream House“ / Istanbul. 




Frisch gestärkt und voller Entdeckungslust starten wir eine erste Erkundungs-Tour durch das Viertel. Eine schöne, authentische Nachbarschaft, die noch nicht vom Tourismus eingenommen wurde. Trotzdem kann man zu Fuß um das goldene Horn marschieren, vorbei an allen Sehenswürdigkeiten die man sich so anschauen sollte wenn man mal nach Istanbul kommt. Wir haben momentan allerdings die Nase voll von Moschee- und Palast-Besichtigungen, so dass wir die blaue Moschee links liegen lassen und statt dessen lieber durch kleine Antiquitäten-Geschäfte und über Basare trödeln.




Eigentlich wollten wir nachmittags über den Bosporus in’s Zentrum fahren, aber unsere fröhlichen Pläne und die gute Stimmung werden von einer sehr unschönen Überraschung zerschlagen - genau wie unsere Fensterscheibe: Auf dem Weg zurück in’s Guesthouse kommen wir auch am Knut vorbei. Dort rennt uns schon ein aufgeregter kleiner Junge entgegen, der abwechselnd auf’s Auto zeigt, ein Blasrohr imitiert und dazu laute „Puff, Bäng, Bumm“ Geräusche macht. 
Als wir den Knut genauer betrachten wird uns klar was er uns mitzuteilen versucht: Jemand hat die kleine Seitenscheibe kaputt „geblasen“ und anschließend das komplette Auto durchwühlt. Alle Schränke sind aufgerissen und ihr Inhalt liegt kreuz- und quer auf dem Boden herum. Auf den ersten Blick können wir nicht erkennen ob und was fehlt. Der Teehausbesitzer von gegenüber ruft die Polizei und lädt uns zu einem Beruhigungs-Chai ein. 




Als der Streifenwagen eintrifft passiert erstaunlich wenig. Die Polizisten begutachten den Schaden, stellen fest dass die Videokameras in der Straße zu weit vom Tatort entfernt sind und befehligen uns dann mit auf’s Revier zu kommen. Zeugenaussagen - Fehlanzeige. Wir versuchen ihnen klar zu machen dass der Junge was gesehen hat und das die Straße voller Geschäfte und Menschen ist, die sicherlich auch etwas bemerkt haben; aber keiner will uns „verstehen“.

Auch auf dem Revier gibt es niemanden mit dem wir reden können. In einer Stadt die jährlich von Millionen Touristen besucht wird ist es unmöglich im Stadtzentrum einen Polizisten zu finden, der Englisch spricht. Nachdem die Spurensicherung im Knut war und alles mit schwarzem Pulver bestäubt hat, warten wir geschlagene zwei Stunden, bis ein besonders schlauer Polizist die Lösung für unser Spach-Barriere-Problem hat: er holt einen Passanten von der Straße rein der dolmetschen kann. Uns wird mitgeteilt dass es keine Zeugen, keine Spuren und keine Hinweise gibt. Da außerdem nichts Wertvolles entwendet wurde (wir hatten glücklicherweise alle Wertsachen im Guesthouse) ist der Fall abgeschlossen. Na bravo, das hätten wir auch ohne die Männer in Uniform hinbekommen.

Bleibt das Problem mit der kaputten Fensterscheibe. So können wir Knut erst recht nirgendwo mehr abstellen. Was bleibt uns anderes übrig als zum hundertsten mal eine Werkstatt auf zu suchen. Dieses mal fahren wir gleich zu Mercedes, die haben zwar schon geschlossen, aber der nette Wachmann lässt Knut trotzdem auf den bewachten Parkplatz. Morgen sollen wir wieder kommen, dann wird man sich um die kaputte Scheibe kümmern. 
Danny und ich nehmen die Tram zurück in die Stadt und fahren immerhin noch an der Hagia Sofia vorbei, etwas Kultur haben wir also doch noch erspäht. 


Am nächsten morgen sind wir ganz früh in der Werkstatt. Leider werden wir auch hier von Mercedes enttäuscht: für die kaputte Scheibe gibt es angeblich in der gesamten Türkei keinen Ersatz. Aber einen Autoglaser gibt es in der Stadt, der könne uns sicher was passendes basteln. 
Beim Glaser haben wir endlich mal wieder Glück: die Scheibe könne er ohne weiteres anfertigen, vielleicht sogar ein Originalteil auftreiben. Dauert allerdings ein paar Tage, ist ja erst mal Wochenende und am Montag Super-Spezial-Atatürk-Feiertag. Bis Dienstag müssten wir uns also gedulden. An sich kein Problem, aber wohin mit dem Auto? Wie sich herausstellt ist heute unser Glückstag: Ein anderer Kunde schlägt vor Knut auf einem nahe liegenden, bewachten Otopark (Parkplatz) abzustellen. Er selbst ist der Parkplatz-Betreiber und lädt uns ein, Knut so lange dort stehen zu lassen wie wir wollen, ohne Bezahlung versteht sich „problem jok“. Ach die lieben Türken, wir sind schon wieder versöhnt mit euch und Istanbul. 



Die nächsten Tage verbringen wir vor allem mit Bummeln nach Mitbringseln. Allerdings landen im Rucksack nicht die üblichen Türkei Souvenirs. In Hinblick auf die baldige Heimkehr und den bevorstehenden Nestbau ergattern wir ein paar tolle, günstige Einrichtungsgegenstände in diversen Antiquitäten-Läden. 





Nach drei Tagen stapeln sich in der Diele des Guesthouse vier Stühle, zwei Tischen, ein Nachtkästchen, diverse Lampen, eine Hängeregal und vieles mehr. Wie wir das alles in den Knut bekommen werde wir dann noch sehen… 
Dienstag Nachmittag hat der Knut wieder alle Schotten dicht. Der Glaser konnte tatsächlich eine Original-Scheibe besorgen! 



Unsere neue Wohnungseinrichtung verstauen wir so gut es geht auf und im Knut. 
Bis wir daheim sind müssen wir jetzt jeden Abend Möbel vom Bett nach vorne räumen um sie in der Früh wieder zurück zu stapeln. Mit frisch verglasten Knut, einem Stuhlpaket auf dem Dach und ein Bett voller Möbel verlassen wir Istanbul nach vier turbulenten Tagen wieder. Jetzt geht’s auf Richtung Griechenland.