28. August 2014

+++ Knut back en route +++

Liebe Freunde, nach über einer Woche in der Werkstatt sind wir nun endlich wieder unterwegs! 



Der neue Kühler kommt erst in ein paar Tagen, somit ist der alte momentan nur provisorisch geklebt - drücken wir die Daumen dass er dicht bleibt! Der Blechschaden ist bereits einwandfrei behoben und die Motorhaube sieht aus wie neu.


Nächste Woche müssen wir also zurück nach Bishkek und den neuen Kühler einbauen lassen. Das Provisorium ist uns dann doch nicht sicher genug…. 
In der Zwischenzeit können wir aber endlich was von diesem wundervollen Land entdecken!


Seit gestern stehen wir direkt am Strand des Issy Köl und fühlen uns wie am Meer.
Danny backt gerade ein Brot, während ich meine Füsse in den Sand stecke und ein bisschen tippe. 

Die Welt ist so schön und das Leben kann so einfach sein - da haben wir auch schon fast vergessen dass der LKW Fahrer keinen Cent der Reparatur bezahlen wird :-(
Wir haben eine Menge Lehren aus der Sache gezogen. Das war zugegebenermaßen eine ziemlich teure Lektion, aber am Ende zählt nur dass es uns gut geht, der Knut wieder fährt und unsere Reise weiter geht! 

So far so Knut *** Liebe Grüße nach hause und die weite Welt


PS: Die Berichte über Usbekistan und Kasachstan folgen wie versprochen in Kürze!

22. August 2014

Kirgisistan, Tag 132 - ??? : Stillstand

Usbekistan und Kasachstan haben wir nun bereits hinter uns gelassen und sind letzten Samstag über die Kirgisische Grenze gekommen. Erster Halt Bishkek, Bistar Mercedes Benz Service. Seit fast einer Woche campen wir hier auf dem Parkplatz vor der Werkstatt und kommen nicht vom Fleck… 




Bevor ich euch ausführlichen Bericht erstatte, über unsere Erlebnisse in den letzten beiden „Stans“, möchte ich euch erzählen wie es zu diesem unglücklichen Stillstand gekommen ist:

Vor einer Woche also waren wir auf dem Weg in's Natur-Paradies Kirgisistan. Wir fahren gut gelaunt auf der wunderbaren Kasachischen Autobahn Richtung Grenze, träumen dabei von glasklaren Bergseen, endlosen Landschaften, schneebedeckten Berggipfeln und Natur Pur. 
5km vor der Grenze fahren wir an einer Tankstelle raus um noch einmal vom günstigen Kasachischen Diesel zu profitieren - doch Pfennigfuchserei hat manchmal einen hohen Preis…

Wir reihen uns in die Schlange am Zapfhahn ein und warten darauf dass die zwei LKW vor uns vollgetankt haben. Doch scheinbar überlegt es sich der Fahrer vor uns plötzlich anders:  er legt den Rückwärtsgang ein und setzt einfach zurück. Dass wir direkt hinter ihm stehen hat er offensichtlich übersehen! Taub ist er scheinbar auch auf beiden Ohren, denn unser wildes Stereo-Gehupe überhört er einfach. Der Truck kommt immer näher, wir haben keine Chance dem nahendem Crash zu entkommen, alles geht viel zu schnell.
Erst als ich aus dem Auto springe, zum Fenster des Fahrers sprinte und wie wild gegen seine Scheibe klopfe merkt er dass etwas nicht stimmt und hält an. 

Doch da ist es schon zu spät: mit seinem Anhänger hat der LKW unserem Knut die Schnauze eingedrückt. Der Kühler ist scheinbar kaputt und das gesamte Kühlwasser ergießt sich auf den Asphalt. Wir stehen fassungslos vor unserem Bus und können nicht glauben was gerade passiert ist. Eben noch war alles gut und plötzlich sieht Knut aus wie ein Schrotthaufen…


Der Fahrer des LKW leitet sofort Erste Hilfe Schritte ein und zieht mit einem Spanngurt den eingedellten Karosserie-Rahmen wieder gerade, damit der Druck auf den Kühler wieder nachlässt. 



Eine erste Bestandsaufnahme zeigt dass der Kühler gebrochen ist, das rechte Blinklicht kaputt, der Kühlergrill angeknackst, die Stoßstange verkratzt und die Motorhaube eingedrückt. Knut muss auf jeden Fall in die nächste Werkstatt, aber selber dorthin fahren wird er wohl nicht. 

Nun beginnen die Probleme aber erst richtig: wir können Knut nicht in Kasachstan reparieren lassen da unser Visa in zwei Tagen abläuft. Wir müssen gezwungenermaßen weiter nach Bishkek kommen und dort eine Werkstatt suchen. Das wiederum hat zur Folge dass die Kasachische Versicherung des Fahrers den Schaden wahrscheinlich nicht übernehmen wird. 
Die Polizei die mittlerweile angerückt ist hilft uns auch nicht weiter. Die grimmigen Beamten sprechen noch wenige Englisch als der türkische Fahrer und können uns nicht erklären wie wir weiter vorgehen sollen. Der Fahrer erzählt uns die Polizei will sowieso nur Bestechungsgeld und sollte am besten sofort wieder verschwinden. Wir regeln das doch viel besser untereinander - Türken und Deutsche sind doch Freunde… blablabla 

Am Ende gibt er uns 50$ für den Abschleppdienst, Kopien von seinem Pass, seiner Versicherung, den Fahrzeugpapieren und unterschreibt einen Wisch auf Türkisch und Deutsch dass er für den entstandenen Schaden aufkommen wird. Inshallah!



Wir schieben Knut an die Straße und lassen uns vom nächstbesten Laster bis zur Grenze schleppen. 



Auf Kirgisischer Seite angekommen lassen wir uns einen Abschleppwagen rufen, der uns unter größten Mühen zur Mercedes Werkstatt bringt. 4t Kampfgewicht hatte der wahrscheinlich noch nie geladen. 




Bei Mercedes angekommen will der unverschämte Fahrer 200$ von uns haben! Das ist mal wieder ein Phantasie-Touristen Preis den wir nicht bereit sind zu blechen. Abgesehen davon haben wir gar keine 200$ mehr, alles was wir ihm bieten können sind die 50$ und ein angerissener 20€ Schein. Nach heftiger Diskussion (er auf Russisch wir auf Deutsch) schnappt er sich unser letztes Geld und macht sich wutschnaubend vom Acker. 

Es ist Samstag Nacht als wir Knut vor der Werkstatt abstellen, doch zu unserem Glück ist der Service Manager des Ladens ein hoffnungsloser Workaholic und noch immer in seinem Büro. Er spricht super Englisch und macht uns Hoffnung dass der Schaden bald repariert werden kann. 
Er gestattet uns auch auf dem Parkplatz zu campieren und bietet uns sogar an die Mechaniker-Duschen zu benutzen; das Kennwort für’s WLAN gibt’s auch noch obendrauf. Fast wie auf einem Campingplatz ;-) 






Hier hängen wir nun seit 6 Tagen rum und warten auf ein fahrtüchtiges Auto. Die Reparatur geht vorwärts, allerdings in sehr gemäßigtem Tempo… 




Wenn wir Glück haben kommen wir in 3 Tagen hier weg und können endlich mehr von Kirgisistan sehen als den Werkstattparkplatz und die Innenstadt von Bishkek. 

Was uns allerdings viel größeres Kopfzerbrechen bereitet sind die Kosten für die Reparatur. So wie’s momentan aussieht werden wir wohl darauf sitzen bleiben. Von wegen Deutsch-Türkische Freundschaft, der Fahrer hat sich vom Acker gemacht, wohl wissend dass seine Versicherung keine Schäden im Ausland abdeckt. 
Da wir kein Polizeiprotokoll haben bezahlt auch seine Kasachische Versicherung nix (die laut Experten-Aussage sowieso nur minimale Deckung hat). Unsere letzte Hoffnung ist ein Kasachischer Staatsanwalt der gut mit dem Werkstatt-Besitzer befreundet ist. Der gute Mann wurde gestern über unsere Miesere informiert und hat den Fahrer zur Fahndung ausgeschrieben. Falls der sich also immer noch auf Kasachischem Boden befindet, besteht eine geringe Chance ihn für den Schaden haftbar zu machen…. Da hilft jetzt nur noch Daumen drücken. 


Soweit so Knut - oder nix gut mit Knut… Wir halten euch auf dem Laufenden.