23. Oktober 2014

Kasachstan / Tag 181-192: hit the road Knut

3500km durch die kasachische Steppe, da gibt es nicht so viel Spannendes zu berichten. Daher haben wir uns für euch etwas ganz besonderes ausgedacht. Hier ein kleiner Video-Clip der Euch einen Eindruck davon geben soll wie wir die 11 Tage hinterm Steuer erlebt haben. 
*Viel Spaß dabei und bis bald *

https://www.dropbox.com/s/egejfdcv91ovq4n/Strasse%20FINAL%20klein%20Musik%20Danny.mp4?dl=1


22. Oktober 2014

Fernweh? Wie wär’s mit Mexiko?

Wahrscheinlich haben die meisten, die unseren Blog verfolgen auch ein bisschen Fernweh. 
Ich hatte vor ziemlich genau 2 Jahren das Glück, mit Doris Dörrie einen Dokumentarfilm in Mexiko zu drehen. Wir haben weibliche Mariachi Musikerinnen bei ihren Auftritten und auch privat begleitet.
Der Film ist sehr atmosphärisch geworden und ich möchte Euch empfehlen, diesen im Kino anzuschauen und mit den schönen Bildern, den abgefahrenen Musiken und einer ehrlichen Geschichte in die Ferne zu entschweben. 
Ich habe den Film kurz vor unserer Abfahrt das erste mal gesehen und er hat viel in mir bewegt. Gerade die Vorbereitungszeit dieser Reise hat uns viel abverlangt und wir haben des öfteren mal vergessen, warum wir das alles eigentlich auf uns genommen haben. Die ursprüngliche Sehnsucht - die Welt zu entdecken - wurde bei mir durch diesen Film wieder stark geweckt.

Deshalb:
Ab dem 23. Oktober (also morgen) läuft der Film mit dem Titel 
„Dieses schöne Scheißleben“ im Kino an.
Ich würde mich freuen, wenn ihr eine kleine Reise nach Mexiko unternehmen würdet.

Und - wartet nicht zulange, nicht dass der Film dann nicht mehr läuft.

18. Oktober 2014

Kirgistan Teil 2 / Tag 160 - 180 / it’s all so super classic:


7 Tage später und wir stehen immer noch auf dem Parkplatz der Mercedes Werkstatt…Knut mal wieder ohne Motorhaube und wir am Ende unserer Nerven. Die Nomaden-Wettkämpfe am Issy-Kul finden ohne uns statt und aus Langeweile geben wir viel zu viel Geld in überteuerten Restaurants aus.
Von wegen ein bisschen Politur und dann wieder los… nachdem der Lackierer die Motorhaube poliert hatte begutachtete der Werkstattleiter das Ergebnis - leider zu seiner vollkommenen Unzufriedenheit. Überall waren Staubeinschlüsse und fehlerhafte Stellen sichtbar geworden. Mit einer mangelhaften Lackierung wollten wir uns natürlich auch nicht zufrieden geben und so blieb uns nichts anderes übrig als die Haube noch einmal überarbeiten zu lassen. Der Meister versprach das in zwei Tagen zu erledigen, so lange konnten wir ja grade noch abwarten. 

Der Austausch des Kühlers hatte sich mittlerweile erledigt, da das bestellte Ersatzteil nicht zu unserem Bus passte und ein Original Kühler in Kirgistan nicht unter 600$ zu bekommen ist. Wir haben glücklicherweise einen Plan B: Für gerade mal 160€ bestellen wir das Teil in Deutschland und bitten unsere Freundin Gerit den Kühler bei ihrem baldigen Besuch in Kirgistan mitzubringen. Danny hat in der Werkstatt sehr gut aufgepasst, so dass er sich zutraut den Kühler selber auszutauschen. 

Aber zurück zum Motor-Hauben-Desaster: Der fehlerhafte Lack muss also erst mal wieder runter. Danach wird neu gespachtelt, geschliffen, grundiert und lackiert. Dafür braucht der Herr Lackierer schon mal vier, anstatt der versprochenen zwei Tage… und das Ergebnis ist noch verheerender als beim ersten Versuch. Überall platzt die Farbe ab und die Haube sieht aus als hätte sie fiese Akne. Angeblich hat sich das verwendete Lösemittel nicht mit dem Lack vertragen…
Dem Werkstattleiter tut das alles furchtbar leid und er verspricht sein Bestes zu geben, damit wir bald wieder fahren können. Er gibt den Auftrag an einen anderen Lackierer weiter der uns nach weiteren drei Tagen auch tatsächlich eine wunderschöne Haube präsentiert die fast aussieht wie neu - wieso denn nicht gleich so?! 



Auch wenn die Leute hier wirklich lieb und nett sind und Bishkek auch den ein oder anderen Reiz hat, sind wir dennoch heilfroh als wir vom Hof rollen und uns ein für alle mal von Bi-Star-Mercedes verabschieden.
Durch den langen Werkstattaufenthalt haben sich alle Pläne die wir hatten in Luft aufgelöst. Eigentlich wollten wir den Süden des Landes noch erforschen, doch schon in ein paar Tagen müssen wir ein drittes mal in die Stadt zurück, um unsere lang ersehnte Besucherin aus Deutschland vom Flughafen abzuholen. Die Fahrerei bis in den Süden wäre zu zeitaufwändig, wir nutzen die Gelegenheit also um die nähere Umgebung ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Südlich der Hauptstadt erstreckt sich ein weitläufiger Gebirgszug der Kirgistan von Kasachstan trennt. Hier warten Kurorte mit heißen Quellen, Täler mit Wasserfällen, lange Wanderwege und skurrile Ausgrabungsstätten auf uns.


Zuerst wollen wir uns nach den nervenaufreibenden Tagen ein bisschen Wellness gönnen und statten einem alten sowjetischen Kurbad einen Besuch ab. Schon beim Betreten des Kassenbereichs wird klar dass das Bad seine besten Zeiten hinter sich hat. Zusammen mit der Sowjetunion ist anscheinend auch die Bade-Kultur untergegangen und um die alten Kurbäder kümmert sich kein Mensch mehr.



Im Badebereich hat der Schimmel an den Wänden wahre Kunstwerke vollbracht. Den Geruch hier drin kann man sich wahrscheinlich vorstellen.



Drei von vier Seiten der Halle sind mit großen Plastik-Planen verhangen auf denen Pferde vor kirgisischem Bergpanorama neben Delfinen vor karibischen Sonnenuntergängen zu sehen sind - netter Versuch… 



Aber das Wasser ist warm, so wie man es bei einer heißen Quelle erwartet. Außerdem riecht es nach Schwefel, was auf den besonderen Kur-Effekt des Wassers schließen lässt. Die Badegäste sehen glücklich und zufrieden aus, wir trauen uns also auch ein bisschen zu baden. Zehn Minuten lang, dann haben wir genug von Schimmel und Schwefel und hauen wieder ab. 



Tags darauf ist es mal wieder Zeit für eine Portion Kultur. Wir steuern das „Kegeti-Valley“ an wo man einen alten, schiefen Turm besichtigen kann der über einen Haufen alter Steine wacht. Von diesem Punkt aus zogen die Chinesen einst in den Krieg gegen die Mongolen. Bevor sie sich zum Kampf in die Berge aufmachten ließen sie sich hier für alle Fälle schon mal einen Grabstein anfertigen und aufstellen. Eine seltsam makabre Vorstellung. 



Ein weiteres Highlight in der Gegend soll der Wasserfall weiter hinten im Tal sein. Wir brauchen ziemlich lange um ihn zu finden, da wir dummerweise die unbefestigte Sandpiste einschlagen, anstatt der gut ausgebauten Asphaltstraße bis an den Parkplatz beim Wasserfalls zu folgen. Als wir endlich ankommen ist es schon fast dunkel und wir schlagen unsere nicht vorhandenen Zelte an Ort und Stelle auf. 
Am nächsten Morgen können wir die ganze umspektakuläre Pracht des Wasserfalls begutachten… Am Ende eines sehr trockenen Sommers tröpfelt momentan nicht mehr als ein dünnes Rinnsal den Fels hinab. Gesäumt vom allgegenwärtigen Müll bietet das Naturspektakel nicht mal ausreichend Reize um es zu fotografieren. Ähnlicher Meinung sind wohl auch die freundlichen Herren die uns kurz darauf besuchen kommen. Es handelt sich um eine Gruppe „Heimat-Reisender“; Menschen also, die in Kirgistan aufgewachsen und später nach Deutschland ausgewandert, bzw. zurück gekehrt sind. Die Herren interessieren sich mehr für uns und unsere Reise als für das Wassergeplätscher im Hintergrund. 

Einer der Herren empfiehlt uns die heißen Quellen im benachbarten Tal zu besuchen. Dort gibt es einen open-air Pool und das Wasser sprudelt direkt aus dem Berg. Wir haben nichts besseres vor und  beschließen der hiesigen Badekultur noch eine zweite Chance zu geben. Und tatsächlich werden wir dieses mal nicht enttäuscht! In einem großen, blauen Freiluft-Pool planscht es sich ganz hervorragend im kochend heißen Bergwasser. Hier dürfen wir leider nur zehn Minuten im Wasser bleiben, weil es so schwefelhaltig ist, dass von längerem Aufenthalt dringend abgeraten wird. 

Der Kurort um den Pool versprüht den Charme einer welken Rose. Man kann noch erahnen wie prachtvoll die Alleen, Hotels und Brunnen zu Sowjetzeiten waren, als die russische Oberschicht hier gekurt hat. Doch leider ist auch dieser Ort dem Verfall überlassen worden: die Fassaden bröckeln, die Brunnen spucken kein Wasser mehr, die Bäume wurden schon lange nicht mehr gestutzt und nach einem Restaurant suchen wir vergeblich. Es gibt keinen Grund hier länger zu verweilen. 



Später kaufen wir uns Forellen beim nahe gelegenen Fischteich und brutzeln sie kurz darauf auch schon über einem prächtigen Lagerfeuer. Wozu braucht man schon ein Restaurant. 



Zwei Tage noch, bevor unser lang ersehnter Besuch aus Deutschland landet. Die Zeit bis dahin verbringen wir im wunderschönen „Ala-Archa-Nationalpark“, eine halbe Stunde südlich von Bishkek. Auf dem Parkplatz treffen wir ein französisches Paar die mit ihrem alten, weißen Wohnmobil (manch einer mag sich auch an den Ausdruck „Tupperware“ oder sogar „Kackfass" erinnern) schon seit über einem Jahr unterwegs und dabei bis nach Kambodscha gekommen sind. Das zeigt uns mal wieder dass nichts unmöglich ist! Ob mit Bus, Fahrrad, Wohnmobil oder sogar zu Fuß - wer Lust hat die Welt zu bereisen, der kann das auch machen. (Wie es scheint zieht es vor allem Franzosen in die Ferne.)



Die ausgeschilderte (!!!) Wanderung die wir am nächsten Tag unternehmen ist ein echter Traum. Neben ein paar Kühen und Schafen begegnen wir nur den Franzosen und haben ansonsten die herbstlichen Wälder und die goldglänzenden Weiden für uns alleine. 



Zurück in Bishkek gehen wir auf den Bazar um uns mit frischem Obst und Gemüse einzudecken. Jetzt im Herbst sind die Bazare hier ein wahres Schlaraffenland. Es gibt Unmengen an Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Kürbisse, Tomaten, Zwiebeln, frische Kräuter, Salat, Nüsse, getrocknetes Obst… aber das beste sind die Berge an zuckersüßen Erdbeeren die für 1,20€ das Kilo verkauft werden - einfach zum Reinlegen! 




Vollgepackt mit Vorräten und Vorfreude empfangen wir dann endlich am nächsten Morgen unsere liebe Freundin Gerit am Flughafen. Es ist wunderbar sich nach einem halben Jahr wieder zu sehen und wir freuen uns unheimlich darauf die nächste Woche zu Dritt zu verbringen. 
Die Arme kommt mit ganz schön viel Gepäck im Schlepptau zu uns. Wir packen den monströsen Karton mit neuem Kühler und ihre schwere Tasche mit allerlei Mitbringseln in’s Auto und fahren im Affenzahn zum „Issy-Kul“. 



Anscheinend sind wir tatsächlich ein bisschen zu schnell unterwegs, denn bei der nächsten Polizeikontrolle werden wir aufgehalten und zu 1000 SOM (umgerechnet 15€) Strafe verdonnert. Ein Blitzer-Foto gibt es allerdings nicht und eine Quittung will der Herr Beamte auch nicht ausstellen. Als Danny damit droht den deutschen Konsul anzurufen wenn er keine Quittung bekommt, gibt ihm der Polizist 500SOM zurück und steckt die andere Hälfte in seine Jackentasche - 50/50, damit geben wir uns gerne zufrieden. 



Wir fahren mit Gerit an den kleinen Strand zurück an dem wir schon vor 3 Wochen waren. Zur Feier des Wiedersehens kochen wir das berühmte „beer-canned-chicken“ und freuen uns tierisch über all die tollen und leckeren Geschenke aus der Heimat. Nach so langer Abstinenz sind sogar Weißwürste aus der Dose herzlich willkommen. Am allerbesten aber ist der Laib Pfister-Brot den sie mitgebracht hat; die Deutschen und ihr Brot, das ist eben eine ganz spezielle Beziehung.  
Als es Zeit zum Schlafen ist schlägt Danny das Zelt auf, das wir im Iran erstanden haben und überlässt uns zwei Prinzessinnen das warme Bett - ein echter Gentleman ist er halt schon! 


Nach dem Aufstehen am nächsten Morgen machen wir gleich zwei überraschende Entdeckung: 
Kirgisische Kühe schrecken vor nichts zurück und fressen die Überreste unseres Hühnchens vom Vorabend auf. Sie stehen Knochen-kauend um den Knut herum und machen einen zutiefst glücklichen Eindruck. Zur Nachspeise vertilgt eine besonders dumme Kuh sogar noch eine herumliegende Plastiktüte. Von wegen Gras-Fresser…

Die zweite Überraschung kommt in Form eines gelben VW-Busses um die Ecke gebogen: die Russische Familie vom letzten mal ist auch wieder an den Strand gekommen und wird mit großem Hallo und Händeschütteln empfangen - was für ein lustiger Zufall!



Während Danny den frischen deutschen Kühler einbaut, genießen wir Mädels die Sonne, trinken Ingwer-Tee und häkeln Mützen… richtiger Weiber-Kram, wie herrlich. 



Nachmittags fahren wir ein Stückchen weiter den See entlang, finden einen Stellplatz oberhalb eines schönen Dorfes und machen’s uns am Lagerfeuer gemütlich.



Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag kommen wir an einem Schild vorbei dass den Weg in’s „Fairy-Tale-Valley“ weißt. Die Feen und Zwerge wollen wir unbedingt sehen die hier im Märchen-Tal wohnen und biegen von der Straße ab. 



Am Ende des Weges warten allerdings keine Fabelwesen auf uns, sondern - ihr ahnt es wahrscheinlich schon - zwei Franzosen! Vincent und Charles sind auf ihren Motorrädern auf dem Weg in die Mongolei. Seit ein paar Tagen sind sie allerdings in Begleitung zweier Schweizer, Flo und Alex, die mit einem kleinen 4x4 Geschoss ebenfalls in die Mongolei wollen.
Die vier hat ein glücklicher Zufall zusammen geführt, denn kurz bevor sie sich trafen, war Vincent böse gestürzt und konnte mit seinem verletzten Fuß nicht mehr Motorrad fahren. 
Sowohl Flo als auch Alex haben einen Motorrad-Führerschein, so dass Vincent als Beifahrer im Auto seinen Knöchel auskurieren kann und die Schweizer sich darüber freuen zur Abwechslung auf zwei Rädern unterwegs zu sein. 



Die Gruppe ist uns sofort sympathisch, doch nach ein bisschen Smalltalk verabschieden wir uns auch schon wieder voneinander. Sie wollen heute noch bis in die nächste Stadt fahren, wir wollen uns im nächsten Canyon einen schönen Platz zum Campen suchen. 




Zurück auf der Straße dauert es allerdings keine 20 Minuten und wir treffen sie wieder. Sie stehen am Straßenrand und machen Fotos als wir zu ihnen stoßen. Das ist nun kein Zufall mehr sondern Schicksal. Also beschließen wir gemeinsam nach einem Plätzchen für die Nacht zu suchen. 





Der angesteuerte Canyon ist atemberaubend schön und der Platz am Fluss ist einer der besten die wir bis dahin hatten. Die Jungs schlagen ihre Zelte auf - auch Danny, denn die Prinzessinnen dürfen wieder alleine im Bus schlafen. 



Währenddessen koche ich Gemüse Suppe für die ganze ausgehungerte Meute. Unsere kleine Bus-Küche ist tatsächlich so gut ausgestattet, dass ich sieben Personen satt bekomme… Vielleicht sollten wir ein Catering-Unternehmen gründen, der Knut und ich. 



Nach einer langen, lustigen Nacht am Lagerfeuer waschen sich die Tapfersten unter uns am Morgen ihren Kater im Fluss vom Leib. Eigentlich waschen sich alle im Fluss - außer mir, ich habe auch keinen Kater ;-) 



Nach einem ausgiebigen Frühstück beschließen wir noch eine gemeinsame Nacht an diesem schönen Ort zu verbringen und ziehen los um Feuerholz für den Abend zu sammeln. Nach kürzester Zeit sieht es auf dem Platz aus als wollten wir uns eine Block-Hütte bauen oder mindestens ein wahres Hexenfeuer entfachen. 




Nachdem all die Stämme, Büsche und Bäume zu Kleinholz gemacht wurden, teilen wir uns in zwei Gruppen: ein Reiter-und ein Einkaufs-Trupp. 



Gerit, Danny, Flo und Charles schwingen sich auf die Motorräder und machen sich auf die Suche nach einer Bauern-Familie die ihnen Pferde für einen Reitausflug vermietet.



Schon beim erste Hof werden sie fündig und ziehen zusammen mit einem Guide hoch zu Ross in die Berge davon. Gleich zu Beginn müssen sie das erste Abenteuer meistern und die Tiere durch den stürmischen Fluss treiben. 


Nassen Fusses am anderen Ufer angekommen traben sie durch den malerischen Canyon immer weiter in die Berge hinein. 



An einer heruntergekommenen Schäfer-Hütte bekommen die wackeren Cowboys ein Stück Brot zur Stärkung, während ihr Guide sich mit den Schäfern eine Friedenspfeife teilt. Mit glasigem Blick und unstetem Gang führt er die Reitergruppe später wieder zurück in’s Tal… 



Während die eine Gruppe also Cowboy und Indianer spielt, sind Vincent, Alex und ich die Jäger und Sammler. Das Einkaufen in den kleinen Dörfern hier ist an sich auch ein kleines Abenteuer. Es gibt sehr viele kleine Büdchen am Straßenrand, die alle sehr wenige Waren im Angebot haben. Das einzige was man überall im Überfluss bekommt ist Wodka. 
Im ersten Laden erstehen wir einen Sack Kartoffeln, im nächsten gibt es Brot, eine Bude weiter gibt es ein paar Tomaten und Schokolade…. Milch hat keiner der fünf angesteuerten Läden. Dafür finden wir im letzten Supermarkt zwei tiefgefrorene Putenschenkel die wir später über’m Hexenfeuer grillen wollen. 


Nach einer weiteren geselligen Nacht am ewig brennenden Lagerfeuer müssen wir uns am nächsten Vormittag leider auch schon wieder von unseren Reise-Genossen verabschieden. 
Allerdings nicht ohne einer offiziellen Zeremonie, die uns zu einer eingeschweißten Reise-Crew macht: Wir überreichen Alex und Flo für ihr Auto eine kleine Version unseres „SUPER CLASSIC“ Aufklebers, der auch gleich seinen Platz auf der Windschutzscheibe findet. 



Leider haben wir keine Motorradversion, aber Vincent weiß sich auch anders zu helfen… 



Wie wir wissen haben die vier mittlerweile eine ganze Menge Super-Classic Aufkleber machen lassen und verteilen sie an andere Reisende die sie auf dem Weg treffen. Die Community wird also wachsen, aber unser Knut ist und bleibt das Mutterschiff! 

Die Französisch-Schweizer-Abteilung ist immer noch gemeinsam auf dem Weg in die Mongolei, bzw. müssten sie mittlerweile schon angekommen sein. Wer ihre Reise verfolgen möchte, hier die Links zu ihren schönen Reise-Blogs:

https://ar.exposure.co/part-vi-kyrgistan

http://lesmansenvadrouille.tumblr.com






Wieder zu Dritt fahren wir ein paar Kilometer weiter nach Karakol, der größten Stadt am Issy-Kul, an dessen Ost-Spitze gelegen. 


Wir spazieren durch die Stadt, Gerit hilft mir beim Kauf einer neuen Jeans und später gehen wir gemeinsam zum Friseur.


Alle drei zusammen zahlen wir gerade mal 6€! Man könnte jetzt mutmaßen dass die Ergebnisse entsprechend ausgefallen sind, aber eigentlich sind wir alle ganz zufrieden…


Zugegebenermaßen ist mein Pony etwa 3cm zu kurz geworden, Gerit wollte eigentlich gar keinen Pony und Danny’s Frisur sieht wahrscheinlich auch erst ein einer Woche richtig gut aus, wenn der russische Militär-Look rausgewachsen ist, aber für den Preis… 

Nach einem Fleisch-haltigen Abendessen im Restaurant verbringen wir die Nacht an einem nicht besonders erwähnenswerten Parkplatz. Diese Nacht schläft Danny nicht im Zelt sondern bei mir im Bett und Gerit macht es sich wie eine kleine Raupe mit ihrem Schlafsack im „Flur“ bequem. Das Auto hat also auch Schlafmöglichkeiten für Drei, ein echter Wunderkasten!




Zurück im Stadtzentrum besuchen wir eine wirklich schöne, orthodoxe Holzkirche die so ganz anders aussieht als die Kirchen die man aus Europa so kennt. 


Danach steuern wir den großen, verwinkelten Bazar der Stadt an. Wie auf jedem Zentral-Asiatischen Markt wird auch hier in erster Linie billigster, chinesischer Plastik-Scheiß verkauft. Von kopierten Marken-Turnschuhen, über Polyester „Armeni-Anzüge“ bis zu 100% nicht recyclebarem Plastik-Geschirr findet man hier alles. Außer traditionellen, Woll-Teppichen oder anderen landestypischen Gegenständen. Die werden meist nur noch in Souvenir-Geschäften für einen Haufen Geld angeboten. 



Trotz des enttäuschenden Angebots sind die Märkte immer einen Besuch wert. Allein die Metzger-Halle sollte man mal gesehen haben… vorausgesetzt man verfügt über einen stabilen Magen.



Außerdem sind die angebotenen Snacks noch immer landestypisch und meist auch sehr lecker. In Karakol bekommen wir eine vorzügliche, überraschend kalte Nudelsuppe, von der wir noch tagelang schwärmen. 



Heute treffen wir auch noch einige interessante Menschen auf dem Markt. So wie den jungen Metzger, der alles über seine Drogen-Experimente und die Party-Szene im Land erzählt. 




Oder die alte Frau die auf einer Treppe sitzt und traurige russische Lieder singt. Als sich Danny zu ihr setzt um ihren Gesang mit seinem Taschenrecorder aufzunehmen fängt sie an ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Zumindest glauben wir das, verstanden haben wir nichts, sie sprach ja nur Russisch. 



Als wir Mädels in einem Souvenir-Geschäft nach Mitbringseln suchen, sitzt Danny draußen auf der Treppe und dreht sich eine Zigarette, als ein Passant ihm 5SOM in die Hand drückt. So heruntergekommen sieht er eigentlich gar nicht aus, aber die Sache mit dem Dreh-Tabak ist den Kirgisen scheinbar so fremd, dass sie Danny scheinbar für einen ganz armen Kerl halten. 



Leider müssen wir nachmittags auch schon wieder zurück Richtung Bishkek, wo wir Gerit zwei Tage später zum Flughafen bringen werden. 
Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht finden wir zufällig die schönsten heißen Quellen die man sich vorstellen kann: steinerne Wasserbecken, direkt am Ufer des Sees, in die 40°C heißes Wasser blubbert. Die Außentemperatur ist mittlerweile schon sehr herbstlich, aber im heißen Nass lässt es sich wunderbar aushalten. Ein wunderschöner Tag findet so seinen würdigen Abschluss. 



Auf dem Rückweg in die Stadt kauft Gerit noch ein paar Gläser Honig und wir machen unzählige Stops um die letzten schönen Landschafts-Aufnahen von Kirgistan zu machen. 





Unsere Freundin sitzt bald wieder in ihrem Bürostuhl und auch für uns wird das Vagabunden-Leben nicht mehr ewig dauern. Genauer gesagt haben wir mit der Ostspitze des Issy-Kul den östlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Ab jetzt geht es wieder zurück Richtung Westen. 




Am späten Nachmittag wühlen wir uns durch den chaotischen Verkehr in Bishkek und suchen das Apartment in dem wir die letzte gemeinsame Nacht schlafen werden. 
Danny und ich haben endlich mal wieder eine Waschmaschine zur Verfügung, die ununterbrochen mit unserer Schmutz-Wäsche gefüttert wird. Alle drei genießen wir den Luxus einer heißen, unbegrenzt fließenden Dusche und machen uns ausgiebig frisch, bevor wir zum Abschieds-Essen aufbrechen. 
Zur Feier des Tages haben wir etwas ganz besonderes ausgesucht: Korean BBQ. Dabei wird fein eingelegtes Fleisch vom Koch direkt am Tisch gegrillt. Dazu gibt es sehr scharfe Suppe und viele kleine Leckereien. 

Wir genießen den letzten Abend zusammen und sind auch schon ein wenig traurig, dass wir uns morgen schon wieder verabschieden müssen. Eine Woche ist eine verdammt kurze Zeit für einen so lieben Besuch.



Der nächste Tag ist dann auch unser letzter in Kirgistan. Nachdem wir Gerit zum Flughafen gebracht haben, sausen wir den ganzen Tag von A nach B und zurück nach C um ein paar letzte Dinge zu erledigen: Wir holen unser letztes benötigtes Visum ab. Auf dem Basar besorgen wir noch einmal Lebensmittel und Mitbringsel. 




Dann bekommen wir einen Anruf und müssen noch mal zurück zur Botschaft, weil etwas auf Danny’s Visum falsch eingetragen wurde. Danach versuchen wir den ausgebauten, reparierten Kühler auf dem Autobasar loszuwerden. 




Nachdem selbst gebrauchte Teile hier zu horrenden Preisen verkauft werden, hatten wir gehofft jemand würde sich über einen guten Deal freuen. Leider können wir niemanden davon überzeugen uns das Teil abzukaufen, nicht mal für 50€… sehr schade drum, dann landet er jetzt jetzt eben im Müll.



Völlig abgekämpft vom chaotischen Verkehr und dem vergleichsweise stressigen Tag, fallen wir abends auch noch einer Polizei-Kontrolle in die Hände. Anscheinend haben wir einen Zebrastreifen übersehen und sollen dafür jetzt Bußgeld abdrücken. Der Polizist erklärt uns, dass er Danny’s Führerschein einbehält und wir ihn am nächsten Tag auf dem Präsidium auslösen müssen. Das hat uns gerade noch gefehlt!
Wir führen das beste „wir sind doch nur arme Touristen, verstehen kaum was und haben doch gar nix falsch gemacht“- Schauspiel auf, das ihr euch vorstellen könnt. Wir erklären ihm mit verzweifelter Miene und mit zum Himmel gereckten Händen dass wir morgen nicht mehr in Bishkek sein können, weil unser Visum abläuft (stimmt natürlich nicht); dass wir von dem scheinbar anarchistischem Verkehr heillos überfordert sind (stimmt teilweise) und  kurz bevor ich mir zur Krönung noch ein paar Tränen aus den Augen presse nimmt der Polizist seine Mütze ab, gibt uns die Dokumente zurück und ermahnt uns das nächste mal besser aufzupassen - hat ja wieder mal hervorragend funktioniert.

Zurück im Apartment waschen wir uns und unsere letzte Dreckwäsche, nutzen das WLAN um ein bisschen Nachrichten zu gucken und genießen es mal wieder mehr als 6qm Platz zu haben. 

Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen: von den unendlichen Weiten und ihren anmutigen, wilden Pferden; den glasklaren Flüssen, sattgrünen Wiesen und gold-gelben Hügeln. 





Kirgistan hat uns so gut gefallen, dass es sich neben der Türkei und unserem geliebten Iran einen Aufkleber auf Knut’s Heckscheibe verdient hat. Für alle Naturliebhaber, Wanderfreunde und Pferdefans ein absolut lohnenswertes Reiseland. 



Nun geht es weiter, wieder zurück Richtung Westen. Das nächste Land auf der Karte ist, zum zweiten mal, Kasachstan. Doch dieses mal wird es keine Entdecker-Tour werden, sondern eher unsere erste harte Trucker-Erfahrung. Wir haben mehr als 3500km zurück zu legen, bis zum Hafen am Kaspischen Meer von wo aus wir eine Fähre nach Azerbaidschan nehmen wollen. 

Ein wenig graut uns vor der ewigen Fahrerei durch die endlosen Steppen, noch dazu auf berüchtigt schlechter Fahrbahn… aber wir haben ja Zeit und Geduld. Auch das wird wieder ein unerwartetes Abenteuer werden! Bleibt dabei und schaltet wieder ein, wenn es heißt „Super Classic Knut en route“.