31. Juli 2014

Turkmenistan / Tag 109-110: Sowjet Flair im Wüstenstaat

Der Grenzübertritt auf Iranischer Seite funktioniert reibungslos und der nette Grenzbeamte macht uns nicht mal Ärger als er bemerkt dass unsere Papiere bei der Einreise falsch gestempelt wurden. Er freut sich dass es uns im Iran so gut gefallen hat und wünscht uns eine gute Weiterreise. 


Ganz anders auf Turkmenischer Seite. Die Militärs an der Grenze haben nicht mal ein Lächeln für uns übrig. Während Danny sich um diverse Steuer-, Registrierung- und Sonstwas-Gebühren kümmert, muss ich brav neben dem Passhäuschen warten und darf mich keine 2 Meter vom Platz bewegen. Nach einer Stunde kommt mein Mann endlich zurück, allerdings sehe ich sofort dass etwas nicht stimmt. Er ist stinksauer und fängt an mit den Beamten zu diskutieren. Scheinbar wollen sie 180$ Gebühren von uns haben, weil unser Auto kein Auto, sonder ihrer Meinung nach ein Truck ist. Wir versuchen vergeblich zu erklären dass wir gar keinen LKW-Führerschein haben, das Auto auf 3,5t zugelassen ist und gerade mal so groß wie die Führerkabine eines Trucks ist - ohne Erfolg. Die grimmigen Uniformierten bestehen darauf dass unser Knut ein LKW ist weil er nur zwei Sitze hat… Komische Logik, aber irgendwann geben wir uns geschlagen, bezahlen die horrenden Gebühren und fahren schnaubend zum Auto-Check. 

Das läuft dann auch recht umständlich und alles andere als freundlich ab: Wir müssen den Bus über die Grube fahren und dann den Kofferraum ausräumen… Danny steht im Spagat hinter dem Auto, unter ihm die 2m tiefe Grube und hebt die schweren Kisten raus. Das lass ich mir nicht länger gefallen, ich hätte doch gerne noch länger was von meinem Mann und mache den Beamten klar dass diese Aktion lebensgefährlich und hirnrissig ist. Das sehen sie dann sogar ein und wir dürfen die restlichen Kisten auf dem Parkplatz ausräumen. Wir werden gefragt ob wir Waffen oder Drogen mitführen und alle Schränke werden genauestens unter die Lupe genommen. Natürlich finden sie nichts Verdächtiges und lassen uns nach 6 Stunden endlich in’s Land einreisen. Das war mit Abstand der nervigste und vor allem teuerste Grenzübertritt bis jetzt. Wir fangen schon an die lieben Iranis zu vermissen…


Doch die Aussicht auf ein schönes, legales, kaltes Feierabendbier hält uns die bevorstehenden 100km bei Laune. 


500m hinter der Grenze beginnt auch schon die Wüste, es windet ganz ordentlich und der Staub fegt uns um die Ohren - wir fragen uns wie dieser verrückte Staat auf die Idee kommen kann nur saubere Autos in’s Land zu lassen. Wohin die horrenden Maut-Gebühren fließen die man bei der Einreise bezahlt ist uns ebenfalls ein Rätsel - ganz offensichtlich nicht in den Straßenbau. Die Straße ist mehr Schlagloch als Highway, teilweise fehlt der Asphalt sogar komplett und Danny hat beide Hände voll zu tun Knut in Schlangenlinien über die Piste zu steuern. 


In der Dunkelheit wird die Straße dann so gefährlich, dass wir Halt an einem Truckstop machen und beschließen die Nacht über hier zu bleiben. Der Abend in der Trucker-Kneipe entschädigt uns dann doch noch für den unangenehmen Grenzübertritt und die schrecklichen Straßen: erst mal bestellen uns zwei Bier - herrlich lecker! Danach dauert es nicht lange und ein netter Turkmene beweist uns dass nicht nur der Iran ein gastliches Land ist: er lädt uns zu sich an den Nebentisch auf eine Flasche Wodka ein.
Bier-seelig und Wodka-trunken torkeln wir Stunden später in die Koje.


Da wir nur ein Transit-Visa für Turkmenistan bekommen haben dürfen wir die Hauptstraße nicht verlassen und müssen auf direktem Weg zum Grenzübertritt nach Turkmenabad fahren. Unterwegs lassen wir in einer Werkstatt noch den abgerissenen Schlauch der Scheibenspritzanlage reparieren und sind mal wieder erstaunt wie schnell die Jungs hier arbeiten und dass sie am Ende nicht mal Geld für die Reparatur haben wollen. 

Außer Straße sehen wir nicht viel von Turkmenistan, aber das Cafe in dem wir zu Mittag essen bietet uns ein echtes Highlight bezüglich sowjetisch-turkmenischem Designmix. 



Wir gehen noch ein letztes mal Tanken und füllen alle Kanister randvoll - in Usbekistan scheint es nur auf dem Schwarzmarkt Diesel zu geben, zu horrenden Preisen und in miserabler Qualität. Hoffentlich sind die Toiletten wenigstens wieder etwas besser…




Als wir die erste Kamel-Herde auf unserem Weg sehen freuen wir uns wie kleine Kinder, halten an und bekommen eine Wassermelone geschenkt. 




Nach 300 heißen, staubigen Kilometern durch die Wüste kommen wir in Turkmenabat an, wo sich gleich zwei junge Mädchen auf uns stürzen die perfekt Englisch sprechen. Sie sind ganz wild darauf mit Ausländern zu quatschen und laden uns auf Samsas ein, kleine mit Fleisch gefüllte Pasteten.

Wir stellen Knut auf dem Parkplatz vor einer Kneipe ab, trinken noch ein Bier an der Bar und freuen uns über den Alleinunterhalter der alte Hits auf dem Keyboard zum besten gibt. 


In der Früh werden wir unsanft von einem vermeintlichen Security-Mann geweckt. Er klopf wie wild an unsere Tür und ruft immer wieder „Mister, Mister..“ 
Er hatte wohl einen fetten Braten gerochen. Denn er verlangt freche 5$ von uns, dafür dass er nachts den Parkplatz bewacht hat… Wir lachen ihm mindestens genauso frech in’s Gesicht und schütteln den Kopf. Wir verweisen auf den Kneipenbesitzer der uns die Erlaubnis zum übernachten gegeben hat. Er macht sich daraufhin wieder vom Acker und lässt uns in’s Ruhe Kaffetrinken. 


Nach dem Frühstück fahren wir zur Grenze und reisen nach gerade mal 36 Stunden ohne Probleme wieder aus. Goodbye Turkmenistan - welcome to Usbekistan! 


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