Es führen zwei Wege dorthin: ein Wanderweg und ein steiler Klettersteig entlang des Flusslaufs. Wir wurden im Dorf noch ermahnt auf jeden Fall den Wanderweg einzuschlagen, denn erst kürzlich brach sich ein Tourist das Bein, beim Versuch den Wasserfall zu erklettern. Als sich die zwei Wege gabeln entscheiden wir uns natürlich für ein Abenteuer. Eigentlich hätten wir nach der Erfahrung am Butterfly Valley wissen müssen dass türkische Kletterpassagen eher einer free-climbing challenge entsprechen. Aber irgendwie haben wir’s auch dieses mal geschafft unverletzt an’s Ziel zu kommen und wurden belohnt mit einer kühlen Badewanne die wir ganz für uns alleine hatten - no risk no fun!
Unser Stellplatz oberhalb der Dünen war einer der Geheimtips von Brigitta und Norbert. Tatsächlich erwarteten die beiden uns bereits und hatten das Picknick-Areal sogar schon vom lästigen Plastikmüll befreit :-) Zum Dank haben wir ihnen den Wein weggetrunken und uns ein bisschen durchfüttern lassen.
Verdursten kann man hier auch nicht, denn Chai bekommt man eigentlich ununterbrochen angeboten. Egal ob auf dem Picknickplatz, in der Reinigung, im Käseladen, im Hamam, in der Autowerkstatt, an der Tankstelle oder auf einem Otopark.
In den Städten ist die beste und günstigste Möglichkeit auf einem Parkplatz = Otopark zu schlafen. Hier wird das Auto bewacht, man trifft meist nette Leute und bekommt zum Tee noch ein paar Tips für den Aufenthalt. Die besten Otoparks findet man natürlich in den Altstädten - bloß das Hinkommen kann mit einem Riesen wie Knut eine echte Herausforderung sein.
Völlig fertig mit den Nerven entspannen wir uns später auf dem Otopark bei einem Gläschen Chai und staunen über die Robustheit unseres Autodachs. Wieder einmal haben wir eine wichtige Lektion gelernt: wenn man sich nicht sicher ist ob das Auto an einer Engstelle durch passt, besser anhalten und nachmessen!
Wenn man Antalya hört denkt man sofort an riesige Bettenburgen, überteuerte Restaurants, Läden mit billigen Marken-Plagiaten und nervige Verkäufer die einem ständig „hallo, wie geht es, woher kommst du mein Freund“ hinterher plärren. Alles nur Vorurteile? Keineswegs, denn genauso haben wir die Stadt kennen gelernt. Das einzige Highlight der Altstadt war die mit bunten Regenschirmen geschmückte Gasse gegenüber unseres Parkplatzes.
Bei einem Zwischenstopp in Sultanhani besichtigen wir die größte Karawanserei der alten Seidenstraße und lernten auf dem Campingplatz ein Slowenisches Paar in Begleitung eines furchteinflößenden Hundes kennen. Die drei kamen gerade aus dem Iran und konnten uns ein paar nützliche Tips geben. Vor allem der Kontakt zu einem jungen Irani, der uns beim nervigen Grenzübertritt behilflich sein kann, ist Gold wert.
Und dann, ganz unerwartet nach einer Kurve, sind wir auf einmal mitten drin - in der Märchenwelt von Kappadokien.
Wir haben das Gefühl in den Kulissen eines Star Wars Films gelandet zu sein; fast außerirdisch wirken die weißen Felsformationen die sich in den beeindruckenden Schluchten aneinander reihen.
Wir suchen überall nach den Zwergen, Feen und Hobbits die hier leben müssen, finden leider keine, sind uns aber sicher dass sie sich nachts in den Wirtshaus-Höhlen treffen und aus steinernen Humpen selbstgebrannten Raki trinken.
Die nächste Etappe führte uns in die sagenhafte Landschaft des Aladaglar Nationalparks. Die Dolomiten der Türkei, ein unberührtes Wanderparadies (so unberührt dass man sich auf den Wanderwegen schon auch mal ein bisschen verlaufen kann).
Danach stattete ich mich noch mit den benötigten Iran-Utensilien aus: Kopftücher und lange Tunika die schön züchtig den Po bedecken und auch sonst nicht zuviel Haut frei lassen. Die Verkäuferin hatte einen Heiden-Spaß mir die Kopftücher zu binden und mein Outfit zu begutachten.
Als sich Danny dann noch eine anatolische Herren-Hose kaufte (siehe Foto unten) waren wir endgültig die Stars des Ladens.
Als wir am nächsten morgen in die Altstadt von Sanliurfa (oder einfach nur Urfa) marschieren, stellen wir fest dass wir im Orient angekommen sind. Wir sehen die ersten Frauen im Dschador und Männer in langen Hemden und Turban.
Urfa ist die fünft-heiligste Stadt des Islam und täglich pilgern viele Gläubige hierher, um nach dem Gebet die heiligen Karpfen im Teich zu füttern. Selbstverständlich gibt es eine Teppich-Gasse, mehrere Stoff-Gassen, die Baumarkt-Gasse in der man vom Puppenbett bis zum Ochsengeschirr alles bekommt und natürlich zahlreiche Gewürz und Lebensmittel-Buden. Auch der Schuster, der Bäcker, der Schneider, der Berber, der Messerschleifer und der Schmied bieten hier ihre Dienste an.
Anscheinend verirren sich ausländische Touristen nur selten hierher, was den Basar Ausflug umso schöner macht. Niemand ist aufdringlich und will uns was andrehen - ganz im Gegenteil: die Leute grüßen uns freundlich, bieten uns Chai an und der Besitzer der Glühbirnen-Bude lädt uns sogar zum Mittagessen ein.
Auch in der Früh fegt uns der Wind um die Ohren und wir haben alle Mühe den Gipfel zu erklimmen; wo wir dann doch nicht ganz alleine sind. Eine deutsche Filmcrew ist noch früher aufgestanden um den Sonnenaufgang einzufangen. Die Stimmung im Team ist bescheiden und Danny freut sich dass er dieses Theater erst mal nicht mehr mitspielen muss.
Dann geht’s weiter, zum letzen Stop in der Türkei: zum Van-Gölü.
Ein riesiger See im Osten des Landes, 7 mal so groß wie der Bodensee, umringt von hohen Bergen und Heimat des sagenumwobenen Van-Canavari - ein Saurierartiges Seeungeheuer nachdem wir Ausschau halten werden. Hier stehen wir nun, auf einem kleinen Berg, mit Ausblick über den See.
Gestern trafen wir eine Gruppe Männer die dem Berg mit Spitzhacke und Spaten zu Leibe rückten. Es hat eine Weile gedauert bis wir kapiert haben was die hier machen: sie suchen nach Schätzen! Anscheinend finden sie hier alte Münzen und versteinerte Tiere die sie an
Museen verkaufen.
Zurück am Auto zündeten wir ein Feuer an und konnten endlich auch mal jemanden zum Chai einladen. Einer der Goldgräber blieb mit uns am Lagerfeuer sitzen und rief noch seinen Bruder an, er solle uns doch bitte Käse und Brot auf den Berg bringen. Der Bruder brachte außerdem noch seine Saz mit - eine Laute mit drei Saiten - und spielte uns kurdische Volkslieder vor.
https://www.dropbox.com/s/eujedyeo3na4ppq/Musik_Lagerfeuer.mp3
In ein paar Tagen verlassen wir die Türkei wieder und machen uns auf den Weg nach Persien.
Zeit für ein Fazit: die Türkei bekommt von uns eine glatte 1! Wir haben hier unglaubliches gesehen und erlebt: Sonnenbaden an traumhaften Stränden im Süden, Goa-Partys mit den jungen Wilden, Wandern durch die außerirdisch schöne Märchenlandschaft Kappadokiens, Autofahrten durch beeindruckende Canyons und endlose Ebenen, kurdische Gesänge am Lagerfeuer, orientalische Basare und vor allem überwältigende Gastfreundschaft von Westen bis Osten.
Dieses Land steckt voller Überraschungen und ist zum Reisen mit dem Bus einfach perfekt! Das war bestimmt nicht unser letzter Besuch.
Liebe Laura, lieber Danny,
AntwortenLöschenEure Reiseberichte und die Fotos sind fantastisch. Ich kann es immer kaum erwarten, bis ein neuer Bericht folgt. Die Musik des Künstlers mit der Saz habe ich über den Dropbox-Link gehört, anders hat's nicht funktioniert.
Ist übrigens wirklich super, wenn man zum Lesen und Gucken auch noch was zu Hören kriegt! Vielen Dank, dass Ihr uns so an Eurer Reise teilnehmen lasst!
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
Euch und Knut alles Gute, Mira.
Liebe Mira,
AntwortenLöschenWir freuen uns immer sehr, wenn wir so liebe Nachrichten bekommen. Zum einen, weil der Blog ziemlich aufwendig ist (zum schreiben und mit unserer bescheidenen Internet- Verbindung). Zum anderen weil wir dann immer merken, dass da Menschen sind, die in Gedanken mit uns sind. Wir erleben hier wirklich tolle Sachen, denken uns aber auch oft, wie gern wir diese Erlebnisse mit unseren Freunden teilen würden.
Noch ein Kommentar zum "Hören": Schicke mir bitte mal Deine private Email- Adresse an knut.en.route@gmail.com.
Ich "arbeite" da an etwas ;-) Würde mich interessieren, wie Du es findest. Ich habe es noch nicht veröffentlicht, weil ich es erst mal nur für uns mache und keinen Bock auf Musik-GEMA Gedöns habe.
Lieben Gruß,
Dein Danny