Für uns gibt es keine schönere Art zu Reisen als mit dem Campingbus, wann hat man schon so einzigartig wechselnde Aussichten vom Schlafzimmer aus - weiße Sandstrände, herrliche grüne Wälder, endlose Schluchten und Berg-Panorama; die ganze weite Welt ist unser Garten und alles was wir brauchen haben wir auf gerade mal 6qm vereint. Das ist einfach wunderbar - zumindest bei schönem Wetter.
Wenn es dann aber Tage lang pausenlos nur schüttet wird aus Freiheit pur, recht schnell Langeweile auf kleinstem Raum.
Da ist es am besten man sucht sich Indoor Beschäftigungen wie Hammam-Besuche oder einfach mal wieder Autofahren. So haben wir in den letzten Tagen saubere 1400km zurück gelegt und sind mittlerweile in der Türkei gelandet.
Von Ausbilder Bernd wurden wir im Vorfeld schon gewarnt: „Mit der Karre werden die euch an jeder Grenze auseinander nehmen bis auf die Unterhosen!“ Dem entsprechend angespannt rollten wir auf den Zoll zu. Man muss wissen dass für die Türkei sehr strikte Einfuhrverbote gelten. Wir hatten eine Menge verbotene Dinge an Bord:
5l Milch, den leckeren Parmesan aus Parma, Wurst, Fleisch (darf man alles überhaupt nicht einführen); Unmengen an Pflegeartikeln (nur 3 Flaschen sind erlaubt) und die erlaubte Menge von 1l Alkohol überschritten wir um das 18fache!
Nach 2 Stunden in der Schlange waren wir dann dran: der Zöllner machte große Augen als wir die Schiebetür öffneten und legte sofort mit einer eingehenden Befragung los - nur etwas anders als wir es erwartet hatten:
„How much money? For the car? How much cost?“ „where is your shower?“ „oh, you have heating, nice warm!“ „oh big bed! good!“ „nice colour, good quality! Mercedes! Perfect!“ und so weiter und so fort… Der nette Herr in der schneidigen Uniform hat am Ende der Begehung noch der Form halber zwei Schränke geöffnet und sich mit den Worten „good drive, safe journey!“ verabschiedet.
Wirklich nett, die türkischen Zollbeamte!
Mit Händen und Füßen erklärten sie uns, es wäre sicherer in den nächsten Ort zu fahren und dort vor der Polizei-Station zu campieren! Da wir bis auf weiteres die Schnauze voll haben von Einbrüchen (dafür muss man nämlich gar nicht bis in die Türkei fahren, dass bekommt man schon in Deutschlands kleinsten Käffern geboten) folgten wir dem Streifenwagen in einem Affenzahn bis nach Eceabat. Dass die erlaubten 0,0 Promille bei Danny schon weit überschritten waren machte sich spätestens bemerkbar als er den halben Baum vor der Polizeistation mit unserem Dachträger rasierte, großes Gelächter unter den Schaulustigen, dann endlich: Gute Nacht!
Wiederum als Dankeschön hierfür bekommt Knut morgen noch eine Innenraum-Reinigung :-D
Da die Insassen auf keinen Fall dreckiger sein sollten als das Auto, machten wir uns auf in's örtliche Hamam. Scheint wohl eher ein Touristen-Hamam zu sein, denn wir durften gemeinsam rein und wurden beide von einem überaus witzigen und aufgedrehtem Bademeister geschrubbt und massiert.
Was sich erst mal nach Entspannung pur anhört ist ganz schön harter Tobak in der Türkei - der Kerl entpuppte sich als wahrer Knochenbrecher! Vor allem der "auf-den-Rücken-steigen-und-mit-den-Füßen-massieren"-Teil war mörderisch - eine Thai-Massage ist der reinste Streichelzoo dagegen!
Wenigstens sind wir jetzt alle porentief gereinigt und können uns morgen auf den Weg nach Istanbul machen - zumindest ist das der Plan, aber wer weiß wann wir dort ankommen, bei all den unvorhersehbaren Zwischenfällen. Wir lassen uns einfach überraschen…